DAS BUCH DER WOCHE. Heute eine Empfehlung von Kim Behm:* „Mickey au Camp de Gurs / Mickey im Lager Gurs“. Der Künstler Horst Rosenthal (1915-1942) zeichnete den Comic im Hosentaschenformat während seiner Gefangenschaft im Lager Gurs – auf der Titelseite vermerkte Rosenthal, dass diese Geschichte von Walt Disney nicht autorisiert sei. Rosenthal hatte Humor, das macht seinen Comic unterhaltsam und stellenweise muss man über die absurden Szenen durchaus schmunzeln. Rosenthal beobachtete das Lagerleben mit viel Sinn für die Nuancen, und sein Mickey Mouse erlebt eine irritierende Situation nach der nächsten. Mit gesundem Menschenverstand kommt man hier nicht weiter. Auf der letzten Seite wird es ihm zu grotesk und weil Mickey, wie er selbst sagt, eine Cartoonfigur ist, kann er einfach beschließen, diese Geschichte und das Land zu verlassen – Amerika ist sein Ziel. Horst Rosenthal wurde 1942 in Auschwitz-Birkenau ermordet. Das Original wird in der Shoah-Gedenkstätte (Mémorial de la Shoah) in Paris aufbewahrt. Die Gedenk- und Bildungsstätte Blaues Haus Breisach hat es 2025 mitsamt deutscher Übersetzung und vielen Informationen, u. a. zum Künstler Horst Rosenthal sowie Einordnungen in den kunst- und kulturgeschichtlichen Kontext, in einem schmalen, aber gehaltvollen Band herausgegeben. Mickey im Lager Gurs. Der Comic von Horst Rosenthal. Blaues Haus Breisach (Hg.), Modo Press 2025, 68 Seiten. * Das Team von PORT25 stellt Favoriten aus unserem Bookshop vor – wöchentlich, persönlich, mit Liebe.