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Deltabeben - Regionale 2020​

29.11.20 — 28.02.21

Gruppenausstellung mit

Arthur Bauer

Lucia Dominguez Madeira

Ulises Morales Lamadrid

Yulong Lin

Miriam Stanke

Jutta Steudle

Helena Walter

Stefan Wäldele

Konstantin Weber

Die Falte im Raum-Zeit-Kontinuum

 

Im Zuspiel von Linie und Fläche erfindet Yulong Lin das Tafelbild und die Leinwand neu. Er entkleidet das Tafelbild und stellt den vormals tragenden Keilrahmen beiseite. Stattdessen tackert er die grundierte Leinwand als Tuch an die Wand und arbeitet direkt darauf. Dem Rand und der Webkante des grundierten Tuches kommen nun ein bildstiftendes Moment und somit besondere Bedeutung zu. Die Farbe wird nicht bis zum Rand aufgetragen; der Künstler lässt die Grundierung sichtbar. Ab und zu begleitet ein Streifen ungrundierter Leinwand das Bildgeschehen und wird selber zur Farbe.

So wird der Rand der Leinwand, welcher beim herkömmlichen Tafelbild um den Keilrahmen geschlagen wäre, der Unsichtbarkeit entrissen und bleibt an drei Seiten als helle rahmende Linie sichtbar. Am unteren Bildrand bricht der Maler die rahmende Grundierung durch seine Handlung – das Farbe auftragen. Hier entschlüsselt sich die Gesamtheit der auf dem Bild vorkommenden Farben in ihrem Fließen. Sein flüssiger, transparenter Farbauftrag scheint im Fließen klare Flächen zu formulieren. Die Fließrichtungen der verwendeten Farbe thematisieren das „Oben“ und „Unten“ seiner Bilder. Yulong Lins Malerei macht sich gleichsam auf den Weg, zum ursächlichen Wesen

der Dinge, zu ihrer Anwesenheit und Auflösung in Farbe, Fläche, Punkt, Linie und Struktur vorzudringen. Er faltet den Bildraum im Deleuze’schen Sinn, so sind seine Bilder keine isolierten Phänomene, sondern stehen mit dem sie umgebenden Raum in Verbindung. Bei ihm gibt es nicht eine ultimative Wahrheit oder Realität. Zwischenräume und Abschweifungen werden sichtbar. Yulong Lin ist Forschender, der Zusammenhänge konstruiert und wieder auflöst. In diesem Zwischenraum dürfen wir seine Malerei denken. Ohne die Leinwand zu verlassen, geht Yulong Lins Malerei immer von der Fläche in den Raum, faltet in einer schier unerträglichen Schönheit die Zeit selber auf. Yulong Lin weist den Illusionismus tradierter Malerei genauso zurück, wie eine beschränkende Flachheit des Bildträgers, die vormals in der Moderne den traditionellen Illusionismus ersetzt hatte. 

Leni Hoffmann

Deltabeben. Regionale 2020

In Kooperation mit der Kunsthalle Mannheim und dem Kunstverein Mannheim

Arthur Bauer, Ulises Lamadrid, Lucia Dominguez Madeira, Miriam Stanke, Jutta Steudle,

Helena Walter, Konstantin Weber, Stefan Wäldele, Yulong Lin.

29. November 2020 — 24. Januar 2021

 

Die sechste Ausgabe der Ausstellungskooperation Deltabeben. Regionale feiert zugleich das zehnjährige Bestehen dieses für das Kunstschaffen in der Rhein-Neckar Region wichtigen Gemeinschaftsprojektes. Alternierend werden an dieser Biennale in Ludwigshafen und Mannheim Werke von Künstler*innen präsentiert, deren Atelier und Arbeit hier in der Region verankert ist. Die regionale Verortung orientiert sich an den Koordinaten einer Nord-Süd-Achse von Mainz bis Karlsruhe und der Ost-West Verbindung zwischen Kaiserslautern und Heidelberg.

 

Im Jahr 2020 sind es die drei Mannheimer Institutionen Kunsthalle, Kunstverein und PORT25 – Raum für Gegenwartskunst, die zusammen eine kuratierte Auswahl zeitgenössischer Künstler*innen aus verschiedenen Generationen vorstellen. Die Werke repräsentieren alle relevanten Medien des gegenwärtigen Kunstschaffens, von der Malerei über Fotografie und Zeichnung bis zu multimedialen Installationen oder auch Performance. Damit zeigt die Region einmal mehr ihr Potential an künstlerischer Arbeit und demonstriert, wie wichtig es ist, diesen Werken einen repräsentativen Auftritt zu verschaffen. Die überregionale und internationale Strahlkraft der Ausstellung ist der Grundstein für die Sichtbarkeit der Kunst in und außerhalb der Region. Noch dazu in gesundheitspolitisch schwierigen Zeiten, möchten die Kunstinstitutionen ihre Systemrelevanz für die Kultur demonstrieren und die Bildende Kunst trotz der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie zur Geltung bringen.

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