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6. Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg

18.09. bis 15.11.2015

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Gruppenausstellung mit

Ilia Azoulay

Daniel Blaufuks

Hans Danuser

Simone Demandt

Yann Mingard

Dayanita Singh

Jules Spinatsch

Im norwegischen Spitzbergen gibt es seit 2008 einen Saatguttresor, in den alle Länder der Welt die Samen ihrer Pflanzenwelt einlagern können. Die Motivation dieses Sammelns und Speicherns entspringt einem düsteren Zukunftsszenario, das vom Ende der Welt und einem möglichen Neuanfang nach der Katastrophe erzählt. Über die Welt verteilt gibt es hunderte dieser hoch gesicherten Kammern und Lager, in denen nicht nur Pflanzliches, sondern auch Tierisches, Menschliches und Digitales gespeichert wird. 

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Darunter das in 1,7 Millionen Samenröhrchen verteilte Ejakulat eines Superbullen, der Produkt langer wissenschaftlicher Recherche und Züchtung war und schon zu Lebenszeit rund 350.000 Kühe gezeugt hat. In Großbritannien gibt es die weltweit größte Genbank für wirbellose Tiere. Eingefrorene menschliche Körper oder fein geschnittene Teile davon warten in vielen anderen biomedizinischen Labors, während überall auf der Welt die größten Server das Wissen der Menschheit in digitalen Daten sichern und speichern.

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Der Schweizer Fotograf Yann Mingard, der vor seinem Studium der Fotografie eine Ausbildung zum Gartenbauer gemacht hat, widmet sich in seinem umfangreichen Projekt „Deposit“ diesen Orten des Wissens. Die Masse seiner ausführlichen Recherche hat er in vier Kapitel unterteilt: Pflanzen, Tiere, Menschen, Daten.

 

Der Hoffnung verheißenden Idee einer modernen Arche Noah scheinen Mingards Bilder jedoch einen zweifelnden Unterton beizugeben. Sie zeichnen sich allesamt durch eine einheitlich dunkle Grundstimmung aus, verweisen zum einen auf die gesicherten und im Verborgenen liegenden Wissenszentren, werfen gleichzeitig aber auch Fragen nach den Schöpfern dieser Zentren auf. Denn die entsprechend kostenintensiven Speicher und Labore werden nicht nur von staatlicher Hand, sondern auch aus der Privatwirtschaft, von biomedizinischen oder pharmazeutischen Unternehmen finanziert. In wessen Interesse wird also gesammelt?

 

Yann Mingard wurde 1973 in Lausanne (Schweiz) geboren. Seine Arbeiten werden seit 2003 weltweit ausgestellt.

Text: Heide Häusler.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.yannmingard.ch

 

 

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