Ungeborenen Elefanten ins Maul sehen - oder von der schönen Ordnung der Dinge
15.09.2018 - 28.10.2018
Gruppenausstellung mit
Angelika Arendt
Michael Bacht
Ulrich Bechtold
Daniel T. Braun
Simone Demandt
Benjamin Ditzen
Gisela Kleinlein
Laura Kuch
Gerardo Nolasco Magana
Nicolas Reinhart
H+T Stegmayer
Caro Suerkemper
fetish - collecting
Das Dreikanalvideo „fetish – collecting“ zeigt völlig heterogene Sammlungsgegenstände, die, betrachtet man sie ohne zusätzliche Information, alltägliche Gegenstände von marginalem Interesse sind. Was sie von Dingen des täglichen Gebrauchs unterscheidet, ist allein die Tatsache, dass sie Künstlern wie Hermann Nitsch, Otto Mühl, Günter Brus, Alan Kaprow, Al Hansen, Nam June Paik oder Ben Patterson als Aktionsgegenstände gedient haben. Also Relikte künstlerischer Aktionen oder Hinterlassenschaften von Künstler*innen, deren Werke meist flüchtig waren und sich den musealen Strategien des Sammelns und Bewahrens eigentlich entziehen. Francesco Conz (1935 – 2010) hat seit den 1960er Jahren die Begegnung mit internationalen Künstler*innen gesucht und fotografisch dokumentiert. Entstanden ist ein Archiv über die Begegnung von Kunst und Künstler*innen aus dem Europa der Nachkriegszeit mit amerikanischer Konzept- und Fluxuskunst und ihren Akteuren.
In der Videoinstallation wird die Kunst- und Fetischsammlung Francesco Conz‘ vor den Augen des Publikums ausgepackt. Über eine Filmlänge von vier Stunden wird ihr monströser Umfang deutlich. Objekte, Collagen, signierte Fotos, Editionen und Rauminstallationen demonstrieren die Sammelleidenschaft als zwanghafte Verkehrung der Freiheit. Künstler*innen, Sammler*innen und Betrachter*innen sind in einen gemeinsamen Prozess verwickelt, der die Basis von Konzeptkunst und Fluxus konterkariert: bewusst Prozessuales, Immaterielles, Vergängliches und Außermuseales wird wie ein Fetisch verehrt, obwohl den beteiligten Künstler*innen nicht das Objekt als Werk galt, sondern die schöpferische Idee. Die überspitzte Form des Sammelns von Reliquien wirft die Frage auf, wo die Selbstinszenierung des Sammlers beginnt und die Präsentation der Arbeiten endet.
Toni Stegmayer (*1957) ist Steinbildhauer und Videokünstler. Er unterrichtet Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Kolbermoor.
Hannah Stegmayer (*1960) ist Hochschuldozentin für Kulturwissenschaften und Kulturmanagement und ist als Kuratorin und Autorin für verschiedene Institutionen international tätig.
Beide Künstler leben und arbeiten in Kiefersfelden, Deutschland.